Sonntag, 28. Juni 2015

Das einsame Lenchen - Emanzipation 2.0 / Ein modernes Märchen (4)

Augen rollend blieb Lenchen im Türrahmen zur Küche stehen und während sie sich fragte, ob sie jemand ganz besonders doll verarschen möchte, bemerkte sie den eingedeckten Küchentisch.

Als hätte sie bereits einen Gast zum Frühstück, standen dort Marmelade, ein paar Weintrauben, gekochte Eier und zwei Gedecke.
Und zweifelsohne stand jetzt auch noch jemand ungeduldig wartend vor ihrer Tür. Denn es klopfte noch einmal.
In ihrer Erinnerung hat sie sich lediglich einen Kaffee angesetzt und ist danach im Bad verschwunden.
Vielleicht ist sie dort ausgerutscht, oder ohnmächtig geworden, hat sich im Sturz den Kopf eingehauen und träumte nun, oder halluziniert.
Sie ging zur Tür und warf einen Blick durch den Spion.

„Süße, bist du wach? Die Überraschung ging voll nach hinten los. Ich wollte dich schlafen lassen und frische Brötchen vom Bäcker holen. Die Brötchen habe ich, aber den Wohnungsschlüssel nicht... ich Depp... komm schon, mach auf.
Das ganze Haus weiß schon, dass du einen Übernachtungsgast hattest...“, fügte er schelmisch und mit einem smarten Grinsen hinzu.
Unglaublich smart!
Dachte sich das Lenchen, die kaum vom Spion loskam, aber sie ließ eine Hand zur Türklinke wandern und öffnete dem Fremden Mann die Tür.

Vor ihr stand ein groß gewachsener, breitschultriger Mann mit kurzen braunen Haaren und Drei-Tage-Bart und hielt ihr eine Rose als Entschuldigung für den unsensiblen Weckdienst entgegen.
Seine Haare waren noch nass vom duschen und sein weißes Hemd klebte etwas auf seiner noch feuchten Haut.
Es ließ seine leicht behaarte Brust und eine seiner spitzen Brustwarzen durchblitzen und als Lenchens Blick die ausgeprägte Beule in seiner blauen Chino bemerkte, erahnte sie auch die Ursache ihrer Unterleibsschmerzen, denn ihre Periode war eigentlich noch nicht dran.
Ein Klischee von einem Lover schickte ihr das Schicksal da offensichtlich und das Lenchen war plötzlich ganz aufgeregt!

„Ich... ich bin noch gar nicht richtig wach... weißt du... wie wäre es, wenn du schon mal den Kaffee ausschenkst und ich bin sofort da...“, stammelte sie leicht verwirrt und verschwand noch mal im Bad.

Er duftete nach Ambra und wildem Jasmin, betörend und irgendwie vertraut.
So vertraut, dass sie sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, um etwas klarer denken zu können.

„Reiß dich zusammen Lenchen“, dachte sie sich,“ du wolltest einen Mann und da hast du einen Mann... und was für einen!“

Das Schicksal warf ihr einen Knochen zu.
Einen an dem sie sich in ihrem bisherigen Leben die Zähne ausgebissen hätte, denn der hier sah aus wie Russell Crowe.
Sie fühlte sich wie Marion Cotillard in „Ein gutes Jahr“, nur leider fand sie, dass sie grade aussah wie Bridget Jones und heute gab es keine Schokolade zum Frühstück, sondern... einen Mann.

Für einen kurzen Moment begann sie tatsächlich zu zweifeln, doch dann riss sie sich den lächerlichen Haargummi vom Kopf, schüttelte lasziv ihr Haar, blickte ihrem Spiegelbild tief in die smaragtgrünen Augen und rief sich in Erinnerung, wer sie denn sei.
Sie war Stolz. Sie war smart und sie hat sich das verdient!
Sie war, wie sie fand, genau richtig.
Also Kopf zurück gelehnt und genießen was da wohl kommen mag, denn nun würden endlich die glücklichen Tage in ihrem Leben beginnen!
Dachte sich das Lenchen, nun mehr freudig erregt und kehrte in die Küche zurück, wo ihr wahr gewordener Traum von einem Mann ein paar Früchte mit Quark in einer Schüssel verrührte und ihr einen erwartungsvollen Blick von der Seite zuwarf.

Grinsend lehnte das Lenchen im Türrahmen.
Schweigend kam er mit der Schüssel in der Hand auf sie zu und benetzte mit seinem Zeigefinger ihre Lippen mit etwas Quark.
Ihr Herz pochte wie verrückt, doch sie ließ es geschehen.
Dann beugte er sich langsam vor und küsste sanft den Quark von ihren Lippen.
Ihre Beine wurden ganz weich, doch sie ließ es geschehen.
Nun küsste er sie zärtlich am Hals und fuhr mit seinem Handrücken über ihr Dekoltee und sachte über ihren Bauch nach unten.
Sie spürte seinen warmen, feuchten Atem auf ihrer Haut und öffnete leicht ihren Mund.
Sie seufzte vor Erregung und, ließ es mit sich geschehen.


… Fortsetzung folgt...

Montag, 22. Juni 2015

Das einsame Lenchen - Emanzipation 2.0 / Ein modernes Märchen (3)

Am nächsten Morgen erwachte das Lenchen schlaftrunken und mit mehr Kissen im Gesicht als im Bett auf ihrer durchgelegenen Matratze, in ihrer kleinen, kitschigen Zwei-Zimmer-Wohnung.

Sie streckte sich weit und gähnte schmatzend mit aufgerissenem Mund. Schaute auf den leeren Platz neben sich und kratze sich resignierend den Hinterkopf.
Allem Anschein nach war die Gute Fee vom Vorabend nur ein Gespinst ihrer viel zu lang schon allein lebenden Fantasie.
Anderen Falls war sie wohl eine Hochstaplerin.
Wer konnte das schon wissen?
Und wer glaubte schon an den Hokus Pokus von dahergelaufenen Feen?
Wer bitte glaubte überhaupt an Feen?

Sie schlurfte in einem grau, verwaschenen Over-Sized-Shirt in die Küche und bereitete sich eine Tasse Filterkaffee.
Während die Kaffeemaschine in der Küche dampfte und schnaubte, spritze sich das noch müde Lenchen ein paar üppige Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht, um die Blässe der Nacht durch die rosige Wärme des Tages zu ersetzen.

Auch wenn ihr Spiegelbild morgens nicht grade „Guten Morgen du schöne Welt!“ rief, musterte sie es eindringlich von vorn, von der Seite, von oben und schräg unten, quetschte an der ein oder anderen Pore herum, zog es hier und da ein wenig straff und dachte für sich, dass ein kräftiger Schluck von ihrem starken Kaffee jetzt wohl genau das richtige sei!
Der brachte sie noch immer gut in Schwung!
Ein Mann am frühen Morgen würde zwar auch Wunder wirken, aber Kaffee, so dachte sie tröstlich, tut es im Moment auch!

Der nächste Griff ging in ein Körbchen voller Haarbürsten, Spangen und Kämme in allen Größen, um einen verschlissenen Zopfgummi hervorzuziehen, den sie sich schwungvoll in die Harre knotete.
Sie drehte sich einen Dutt, als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht, wobei ihr Blick im Spiegel auf das hervorblitzende Stück Fleisch zwischen Schlüpferbund und Bauchnabel fiel.

Sie ließ ihr Hände hinunter auf ihre Hüften gleiten und kniff sich prüfend in die Seiten.
Dann fuhr sie sich mit den flachen Händen, tief einatmend, über ihren Unterleib und hielt den Atem an.
Komisch, bis zu jenem Morgen glaubte sie, dass ihr Bauch morgens immer am flachsten sei und dann kam ihr in den Sinn, dass viel stilles Wasser vielleicht eine Lösung sein könnte.
Wenn sie sich früher für wilde, feuchtfröhliche Disconächte vorbereitete, verfehlte es nie seine Wirkung ein paar Liter stilles Wasser vorher zu trinken.
Und wenn schon, wenn erst der Sommer und die langen Tage kommen, würde sie sich auch wieder mehr bewegen und das weiche gewölbte Problem löse sich von selbst.
Und ein paar Monate immerhin, hätte sie bis dahin noch Zeit.

Aus den Augen aus dem Sinn, schloss das Lenchen die Badezimmeraudienz mit sich selber ab und schlenderte aus dem Bad hinaus in Richtung Küche dem Kaffeeduft folgend, durch den Flur.

Poch
Poch
Poch

Es klopfte dreimal an der Wohnungstür.

Erschrocken blieb sie im Türrahmen stehen und beobachtete wie ein hoffnungsgrüner Briefumschlag schwungvoll durch den schmalen Spalt unter ihrer Wohnungstür hindurchgeschoben wurde.
Sie öffnete die Wohnungstür, um nachzuschauen wer da geklopft hatte, doch weit und breit war niemand zu sehen und auch nichts zu hören.
Sie hob den Umschlag zu ihren Füßen auf und schloss verwundert hinter sich die Tür.

Der Umschlag duftete ganz wunderbar nach grünem, saftigen Laub, einer sanften warmen Brise und den warmen strahlen einer hochstehenden Sommersonne.
„Für Dich genau richtig!“, stand in silbernen Lettern mittig auf der Vorderseite und der Absender war, das Schicksal.
Neugierig öffnete das Lenchen den Umschlag, wobei sie es nicht verhindern konnte, dass ihr Herz ganz aufgeregt klopfte.

Eine sanfte warme Brise blies ihr entgegen, sie hörte das beruhigende Geräusch des Windes in den Kronen zart begrünter Bäume und sie glaubte die wärmenden Strahlen der Sonne im Nacken zu spüren.
Ein befriedigtes Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit.
Um sie herum viel goldener Feenstaub zu Boden und brachte das Lenchen, in der Nase kitzelnd, zum niesen.

Als sie ihre Augen wieder öffnete war der Umschlag in ihren Händen verschwunden und auch sonst schien alles so, als wäre nie etwas passiert und dennoch trug sie ein wohlig warmes Gefühl im Herzen, als sie ihren Weg in die Küche fortsetzte.

Poch
Poch
Poch

Wieder klopfte es drei mal an der Wohnungstür.

... Fortsetzung folgt...


Freitag, 12. Juni 2015

Das einsame Lenchen - Emanzipation 2.0 / Ein modernes Märchen (2)

Eines wolkenverhangenen Tages brach ein einzelner Sonnenstrahl aus der grauen Suppe am Himmel hervor und fiel wie ein Spot auf eben jenen Fleck wo die kleine, noch knitterige, gelbe Blume stand.
Schniefend erhob das stolze Lenchen ihren zerzausten Kopf und bemerkte zum ersten mal, was da merkwürdiges an ihrer Seite vor sich ging.

Der kleine knautschige Blütenstand wackelte und bebte ein wenig vor sich hin, bis er schließlich aufbrach und seine samtigen, transparenten Blätter, eines nach dem anderen entfaltete.
Zum Vorschein kam eine daumengroße Fee, die gähnend ihre streichholzdünnen Arme ausstreckte und müde ihre Augen rieb, während sie sich langsam von ihrem weich gepolsterten Bettchen aus Pollen erhob und einen verwirrten Blick zu dem traurig dreinschauenden Lenchen hinauf schickte.

„Ich bin deine Gute Fee...“, sagte sie mit einer schrillen, piepsigen Stimme.

„Was bist du? Ein Futterklee?“

„... deine Gute Fee!“, erwiderte sie mit Nachdruck,

„... und du hast großes Glück, denn das Schicksal hat entschieden dir einen Wunsch zu gewähren. Darum bin ich deinen Tränen der Traurigkeit entsprungen und nun hier, um dir diesen einen Wunsch zu erfüllen!“

Lenchen traute ihren Ohren und Augen kaum und war völlig überwältigt und fasziniert von dem kleinen, zarten Geschöpf.
Doch lang überlegen musste sie nicht. Ihr war schon immer klar, dass sich irgendwann alles zum guten wenden musste und das Schicksal ihr bescherte, was sie ohne jeden Zweifel verdient.

„Ohhh, da wünsche ich mir, dass ein Mann in mein Leben tritt, einer zum glücklich sein! Für mich alleine! Loyal soll er sein, Klug und Stark...“

„Die Rede war von einem Wunsch meine Liebe!“, warf die kleine Fee schnippisch ein.
„Aber sprich nur weiter.“

Kurz stockend und leicht irritiert fuhr das Lenchen mit seiner Bestellung fort.

„Gutaussehend natürlich. Gebildet. Zivilisiert, erfolgreich, wohlhabend und auf gar keinen Fall knauserig!“

„Ham was bald!?“, entglitt es der Fee leicht genervt.

Das Lenchen hielt kurz inne, dann schloss sie ab.

„Stil sollte er freilich auch haben. Was soll ich denn mit einem gutaussehenden Mann, der es nicht versteht sich ordentlich zu kleiden?
Aber ja, ich glaube wir hams!“

Die Fee schaute das Lenchen fragend an, mussterte sie von oben bis unten und zog skeptisch ihre rechte Augenbraue nach oben.

„Bist du dir mit deinem Wunsch wirklich sicher?
Überlege es dir gut, denn du hast nur diesen einen.
Wünsche können oft wie ein Spiegel deiner selbst wirken und über Glück und Unglück in deinem Leben entscheidende Auswirkungen haben.
Nur das wünschen von Glück bedeutet nicht, dass du auch tatsächlich glücklich wirst.“

„Ach pappalapapp! Was soll denn da schiefgehen? Klingt doch alles gut, was ich mir da wünsche.
Für mich genau richtig!“

„Nun gut,“ antwortete die kleine Fee und schwang ihren winzigen Zauberstab,“... dann soll es so geschehen!
Doch denke stets daran, dass besondere Schätze eine Seltenheit sind und besonders behütet sein mögen, sonst gehen sie vielleicht verloren.“

Mit diesen Worten verkümmerte das Pflänzchen zu einem trockenen, grauen Häufchen und die kleine Fee verschwand in einer glitzernden Wolke aus goldenen Feenstaub.
Der Sonnenstrahl glimmte ab, die Wolken schlossen sich wieder zu einer ausladenden grauen Decke und das verblüffte Lenchen saß wieder alleine in ihrem Wohnzimmer, auf dem Boden vor ihrer Couch kauernd und dachte darüber nach, ob das eben geschehene nur ein Traum gewesen sei.

Dass sie noch immer allein in ihrer Wohnung war und an jenem Abend allein zu Bett ging, träumte sie jedenfalls nicht.

Und einsam schlief sie ein.

… Fortsetzung folgt...


Donnerstag, 11. Juni 2015

Kaffee 2.0

Ich: 
"Guten Morgen! Nen Kaffee zum mitnehmen Bitte."

Verkäuferin:
"Wie bitte?"
Ich:
"Einen Kaffee zum mitnehmen bitte."

Verkäuferin:
"Klein oder Groß?
Mild oder Stark?
Crema oder Filter?"

Ich:
"Wie bitte?!"

Guten Morgen Berlin!
Guten Morgen schöne Welt!;)